Der Bauer zeigt dem vorbeikommenden Hausarzt Dr. Werner grad noch schnell seine eingeklemmte Hand. «Je me suis coincé avec le cornadis des vaches. J’ai dû mal à plier la main» (Ich habe mich im Kuhzaun eingeklemmt. Es fällt mir schwer, die Hand zu beugen), sagt er. Daneben grasen seine Kühe. Und etwas später eröffnet Dr. Werner – zurück in seiner Praxis – einer jungen Patientin: «C’est là, c’est le ménisque interne» (Da ist er, das ist der Innenmeniskus). Das sind Alltags-Szenen aus dem Film «Le médecin de campagne» (Abb. 1) von Thomas Lilti [1]. Sie widerspiegeln eine Realität, die es auch heute (noch) gibt, je nach Standort der Praxis. Ist sie eher im ländlichen Raum oder irgendwo in den Bergen angesiedelt, so reicht das Spektrum von der Grippeimpfung bis zur Zehenfraktur. liegt sie in der Agglomeration oder in der Stadt, so wird der Verunfallte eher an eine entsprechende Notfallstation in der Region überwiesen. Das zeigte unter anderem eine Untersuchung von Höglinger et al [2], die in ihrer soeben publizierten Arbeit das Engagement/die Mitwirkung der Hausärztinnen und Hausärzte bei der Behandlung von verunfallten Patienten (Suva-Patienten) untersucht hat. Die Studie zeigte auch, dass in den Jahren 2008–2014 bei einem Unfall die initiale Notfallbehandlung durch die Hausärzte zwar langsam abnahm – allerdings immer noch 44% ausmachte –, derweil die erste Hilfe-Leistung auf einer Notfallstation (emergency departement, ED) dementsprechend zunahm. Interessant ist die Tatsache, dass in dieser Zeitperiode die Nachbetreuung der Patienten durch einen Hausarzt/eine Hausärztin nach einer ersten Behandlung auf einer Notfallstation zunahm, was bedeutet, dass die Hausärzte im Follow-up der Behandlung vermehrt eingebunden sind. Diese Erfassung zeigte damit klar, dass unfallchirurgisches Know-how bei den Hausärztinnen und Hausärzten (general practitioners, GP) nach wie vor, trotz Abnahme bei der initialen Betreuung, benötigt wird. Nicht zu vergessen ist dabei auch der ökonomische Faktor: «Various studies have shown that GPs provide emergency services at lower costs than EDs, partly due to the less intensive use of diagnostic measures.» (Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Hausärzte Notfallversorgungen zu geringeren Kosten als Notfallstationen anbieten, was zum Teil auf die weniger intensive Nutzung diagnostischer Massnahmen zurückzuführen ist) [2]. Und noch ein Punkt ist ganz wichtig: «Patient satisfaction with GPs’ emergency care is, nonetheless, at a very high level and no different to EDs» (Die Patientenzufriedenheit mit der Notfallversorgung durch Hausärzte ist auf einem sehr hohen Niveau und unterscheidet sich nicht von der durch Notfallstationen geleisteten) [2].