Lobbyist, der, m.
Mitglieder von mfe ins Parlament!

Lobbyist, der, m.

Editorial
Ausgabe
2019/10
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2019.10146
Prim Hosp Care Allg Inn Med. 2019;19(10):295

Affiliations
Präsident mfe

Publiziert am 02.10.2019

Im Frühsommer wurde ich von der Ärztegesellschaft des Kantons Zug eingeladen, einen Vortrag am tradi­tionellen Parlamentariertreffen zu halten. Das Thema waren die Sparmassnahmen und deren Auswirkung auf die Grundversorgung. Im Lauf meiner Ausführungen kam ich auch darauf zu sprechen, dass gewisse Teile der Ausgaben im Gesundheitswesen nicht im möglichen Umfang zu solchen Sparbemühungen einbezogen würden, allen voran die Pharmaindustrie mit ihren überteuerten neuen Medikamenten für sogenannte seltene Krankheiten, die nicht so wahnsinnig selten sind. Als Grund dafür habe ich die Macht und den Einfluss der Lobbyisten der Pharma genannt. Ständerat Eder, seines Zeichens Präsident der ständerätlichen Gesundheitskommission, hat dies so nicht gelten lassen. Und er hat etwas Bemerkenswertes gesagt: «Es sind nicht diejenigen mit den Badges, die in der Wandelhalle herumschwirren, die das wirkliche Lobbying machen. Es sind die Parlamentarier selbst, mit den ­eigenen Interessen, die sie vertreten. Die Bauern ­machen es vor!»
Warum lässt das aufhorchen? Weil es Zeit wird, dass sich die Hausärztinnen und Hausärzte, die Kinder­ärztinnen und Kinderärzte direkt einbringen können, direkt einmischen können in den parlamentarischen Prozess. Von Beginn weg dabei zu sein heisst auch, die Richtung zu bestimmen, wenn legiferiert wird. Aber dazu brauchen wir Parlamentarierinnen und Parlamentarier, die uns vertreten. In der vorliegenden Ausgabe von Primary and Hospital Care stellen wir deshalb einige Mitglieder von mfe vor, die sich zur Wahl stellen. Wir wollen sie sichtbar machen, zeigen, dass sie alle ­bereit sind, ein grosses Engagement einzugehen, das mit ausgeprägten Veränderungen im eigenen Leben einhergeht. Nur schon das verdient unseren Respekt.
Wenn wir es schaffen, dass Mitglieder von mfe ins ­Parlament gewählt werden, und wenn sie dann noch Mitglied der Gesundheitskommission werden, ist dies politisch ein entscheidender Vorteil. Und es würde das Verständnis für unser Gesundheitswesen, die Kompetenz in gesundheitspolitischen Fragen in dieser Kommission deutlich erhöhen …
Als politisches Greenhorn war ich vor einigen Jahren eingeladen in den «Clé de Berne». Da wird Lobby­ismus in gedämpfter Umgebung zelebriert, inklusive exquisitem Essen und passendem Wein. Der damalige Nationalrat und jetzige Bundesrat Ignazio Cassis hat mir dann eine Einführung in die politische Arbeit am praktischen Beispiel gegeben: Wenn man mit Politikern ein Anliegen diskutiert, ist die Frage, die dann gestellt wird, immer die gleiche: Was willst du jetzt von mir? Was soll ich einbringen, welches sind deine Forderungen? Politikern muss man konkrete Forderungen stellen, möglichst klar formuliert, nicht zu lang, konzis und geradlinig. Im Gegensatz zu anderen Verbänden und Organisationen haben die JHaS (Junge Hausärztinnen und -ärzte Schweiz) das schon sehr gut verstanden. Ihr Positionspapier zur Aus- und Weiterbildung, das wir in dieser Ausgabe vorstellen, ist klar strukturiert, jeder Abschnitt enthält eine klar und knapp formulierte Forderung, die mit wenigen Worten begründet wird. So macht man das!
Unsere Vorstellung von Lobbying lässt sich damit an den Gliedern folgender Kette illustrieren: Wir setzen uns dafür ein, dass unsere Mitglieder, die bei den Wahlen kandidieren, es auch ins Parlament schaffen. Diese Hausärztinnen, Kinderärztinnen, Hausärzte und Kinderärzte werden von uns mit klaren Forderungen bedient und so unterstützt, dass sie für mfe (und auch die JHaS!) politisch effiziente Arbeit leisten können, die unser Gesundheitswesen wieder einen Schritt weiterbringt.
Lasset uns gut wählen und noch besser lobbyieren!
Sandra Hügli-Jost
Kommunikations­beauftragte
mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz
Geschäftsstelle
Effingerstrasse 2
CH-3011 Bern
sandra.huegli[at]hausaerzteschweiz.ch