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Publiziert am 04.12.2019
Parkinson-Patient/-innen müssen häufiger notfallmässig hospitalisiert werden und bleiben länger im Spital wegen Komplikationen als Gleichaltrige. Um den Fallstricken im klinischen Alltag auszuweichen, die mit einer Parkinson-Diagnose einhergehen, wurde diese Übersicht für Nicht-Neurolog/-innen zusammengestellt.
Tabelle 1: Die wichtigen Parkinson-Medikamente in der Schweiz. | |
Levodopa-Präparate | |
• Levodopa/Benserazid: Madopar® • Levodopa/Carbidopa:Sinemet®, etc. | Levodopa-Tabletten werden immer mit einer Substanz kombiniert, welche die Verstoffwechslung ausserhalb des ZNS verhindert. Die Präparate stehen in verschiedenen Stärken und unterschiedlicher Galenik zur Verfügung. Die Darstellung des Wirkstoffgehalts unterscheidet sich je nach Hersteller! |
Dopaminagonisten | |
• Ropinirol: Requip®, etc. • Pramipexol: Sifrol®, etc. • Rotigotin: Neupro® | Ropinirol- und Pramipexol-Tabletten gibt es in verschiedenen Stärken jeweils in retardierter und unretardierter Form. Rotigotin wird transdermal appliziert, siehe auch Abbildung 3 in diesem Zusammenhang. |
COMT-Hemmer | |
• Entacapon: Comtan® • Tolcapon: Tasmar® | COMT-Hemmer verzögern den Dopaminabbau und verlängern somit indirekt dessen Halbwertszeit. Nur zusammen mit einer Levodopa-Therapie verwendbar! |
MAO-B-Hemmer | |
• Rasagilin: Azilect® • Safinamid: Xadago® | MAO-B-Hemmer verzögern den Dopaminabbau und verlängern somit indirekt dessen Halbwertszeit. Xadago® braucht immer noch eine Levodopa-Therapie dazu. Interaktionen mit zahlreichen Medikamenten beachten! |
Amantadin | |
• Amantadinsulfat:
PK-Merz® • Amantadinhydro-chlorid: Symmetrel® | Selten gebrauchte Substanzen, die über einen nicht-dopaminergen Mechanismus wirken. Für gewisse Notfälle ist i.v. Amantadinsulfat (PK-Merz®) praktisch. Nierenfunktion und QT-Zeit im Auge behalten! |
Anticholinergika | |
• Biperiden: Akineton® | Wirkt über einen nicht-dopaminergen Mechanismus. Sehr ungünstiges Nebenwirkungsprofil! Für gewisse Notfälle ist allerdings i.v. Akineton® praktisch. |
Apomorphin | |
• Apomorphin: APO-GO®, Dacepton®, etc. | Auch ein Dopaminagonist, aber ausschliesslich zur subkutanen Anwendung, zum Beispiel mittels Injektionspen oder Infusionspumpe (wie wir es von der Insulinapplikation kennen). Nausea als Nebenwirkung (vor allem am Therapiestart). Darf nicht mit Ondansetron gegeben werden. |
Tabelle 2: Erlaubte Dopaminrezeptor-Blocker bei Parkinson. |
• Clozapin: Zur Behandlung von störenden neuropsychiatrischen Symptomen. Immer nach der Devise «start low and go slow» vorgehen. Startdosis: 6,25 mg. Langsame Steigerung bis zu 100 mg/d bei Bedarf. Wegen Agranuozytose-Risiko regelmässig Blutbild nötig! Keine Kombination mit Metamizol. |
• Quetiapin: Gleiche Verwendung wie Clozapin, aber nicht dermassen potent. Beliebt, da keine Blutbildkontrollen notwendig sind. Startdosis: 12,5 mg. Langsame Steigerung bis zu 100 mg/d bei Bedarf. |
• Domperidon: Zur Behandlung von Übelkeit bis zu 3× 10 mg/d. Praktisch sind die Schmelztabletten sowie die Suspension. Es gibt keine i.v. Galenik. Cave: QT-Zeit im Auge behalten! Begleitmedikation beachten! |
Tabelle 3: Delirdiagnose mit der Confusion Assessment Method(CAM). |
1) Acute Onset and Fluctuating Course: Akute Verschlechterung der kognitiven Leistungen (gegenüber habituellem Zustand) mit Schwankungen im Tagesverlauf. |
und |
2) Inattention: Beeinträchtiung der Aufmerksamkeit, d.h. wirkt ablenkbar, hat Schwierigkeiten einem Gespräch zu folgen oder eine Handlung zu Ende zu führen. Wir prüfen z.B. die Fähigkeit, die Monate oder Wochentage rückwärts aufzuzählen. |
und |
3) Disorganized Thinking: Sind die Äusserungen kohärent und dem Kontext des Gespräches angepasst? Unerwartete Gedankensprünge? |
oder |
4) Altered Level of Consciousness: Veränderung des Wachzustandes: hyperalert, normal, lethargisch, somnolent oder soporös? |
Ein Delir kann diagnostiziert werden, wenn Kriterien 1) und 2) und 3) oder 4) erfüllt sind. Zudem ist eine Tag-Nacht-Umkehr besonders typisch beim Delir, gehört aber nicht zu den formalen Kriterien gemäss der Confusion Assessment Method. Zusammengestellt nach: Inouye et al. Ann Internal Med. 1990;113(12):941–8. |
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