Uni Basel untersucht Tests für Vieltrinker
Harmlose Gewohnheit oder Krankheit: Das literweise Trinken von Flüssigkeit kann in seltenen Fällen mit dem Mangel eines Hormons zu tun haben. Forschende der Universität Basel haben nun untersucht, welcher Test eine zuverlässige Diagnose liefert.
Meist steckt hinter literweisem Trinken, auch «Polydipsie-Polyurie-Syndrom» genannt, simple Gewohnheit oder eine psychische Krankheit. In seltenen Fällen kann aber ein Defizit an Vasopressin dazu führen, dass jemand übermässig viel Flüssigkeit zu sich nimmt. Dieses Hormon der Hirnanhangdrüse steuert den Wasser- und Salzgehalt im Körper. Personen mit Vasopressin-Defizit können den Urin nicht konzentrieren, verlieren deshalb grosse Mengen an Flüssigkeit und verspüren ein starkes Durstgefühl.
Die Unterscheidung zwischen einer «harmlosen» Form des Vieltrinkens und einem Vasopressin-Defizit ist äusserst wichtig: In ersterem Fall werden Betroffene verhaltenstherapeutisch begleitet, um die Trinkmenge langsam zu reduzieren. Personen mit einem Vasopressin-Defizit erhalten hingegen das Hormon Vasopressin. Eine falsche Behandlung mit Vasopressin kann zu einer Wasservergiftung führen und daher lebensbedrohlich sein.

Unangenehm, aber zuverlässiger

In den letzten Jahren haben sich die beiden Forschungsgruppenleiterinnen Prof. Dr. Mirjam Christ-Crain und PD Dr. Julie Refardt von der Universität Basel zusammen mit mehreren nationalen und internationalen Zentren intensiv mit Testmethoden zur Unterscheidung dieser beiden Krankheitsbilder beschäftigt. So gilt etwa ein Test, bei dem die Vasopressin-Ausschüttung mittels einer Salzinfusion stimuliert wird, als sehr zuverlässig. «Allerdings sind wegen des starken Salzanstiegs eine ständige Überwachung und halbstündliche Salzmessungen im Blut der Patientinnen und Patienten notwendig», erklärt Mirjam Christ-Crain.
Ein stark vereinfachter und verträglicherer Test mittels Arginin-Infusion liefert ebenfalls sehr zuverlässig eine Diagnose. Auch Arginin, eine bedingt essentielle Aminosäure, stimuliert die Ausschüttung von Vasopressin.
Mit einem internationalen Team haben Christ-Crain und Refardt die beiden Tests nun direkt miteinander verglichen und die Ergebnisse im «New England Journal of Medicine» veröffentlicht. Die Studie mit 158 Teilnehmenden zeigt, dass mittels Salzinfusion über 95 Prozent der Patientinnen und Patienten richtig diagnostiziert werden konnten. Der Test mittels Arginin-Infusion führte hingegen nur in knapp 75 Prozent der Fälle zur richtigen Diagnose.
Julie Refardt ordnet ein: «Angesichts dieser Ergebnisse empfehlen wir den Salzinfusions-Test als Goldstandard für eine zuverlässige Unterscheidung zwischen Polydipsie und Vasopressin-Defizit.»

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