In memoriam Andreas Zollinger (1957-2021)

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Édition
2021/48
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2021.20349
Bull Med Suisses. 2021;102(48):1605

Affiliations
In memoriam ­Andreas Zollinger
(1957–2021)

Publié le 30.11.2021

Prof. Dr. med. Andreas «Andy» Zollinger kam am 14. Februar 1957 in Zürich zur Welt. Nach der Matura 1976 studierte er an der Universität Zürich Humanmedizin und schrieb seine Dissertation 1982.
Nach ersten Erfahrungen als Assistenzarzt in einer Hausarztpraxis und auf der Medizinischen Klinik des Spitals Männedorf wechselte Andy Zollinger in die Chirurgische Klinik des Universitätsspitals Zürich und fand schliesslich in der Anästhesie und Intensivmedizin seine Berufung. Die entsprechenden Facharzttitel erwarb er 1990 bzw. 1993, gefolgt von der Habilitation 1998. 2005 wurde er zum Titularprofessor der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich ernannt.
Von 1989 bis 1994 war Andy als Oberarzt und von 1994 bis 1999 als Leitender Arzt tätig und begann gleichzeitig mit seiner Forschungstätigkeit. Neben den ersten klinischen Studien mit Catapresan zur Unterdrückung des Intubationsstimulus interessierte er sich besonders für Fragen der Gerinnung und Lungenpathophysiologie. In unzähligen Stunden erarbeitete er Materialien und Techniken zur Optimierung perioperativer Oxygenation und Ventilation.
Gleichzeitig schickte er den jungen Dr. med. Marco Zalunardo nach Birmingham, von wo dieser den ersten Thrombelastographen ans Universitätsspital Zürich (USZ) und in die Schweiz brachte, womit das Gerinnungsmonitoring verbessert und Blutprodukte eingespart werden konnten.
Andy liebte auch klassische Oldies und rassige Boliden. Man munkelte, dass er gerne an deutsche Kongresse fuhr, weil dort auf den Autobahnen keine Geschwindigkeitsbegrenzungen galten. Nicht zu vergessen: die Rock- und Bluesmusik. Legendär waren seine Auftritte als DJ, begleitet von Gesangeinlagen der anästhesio­logischen «Double Bubble Burst Band».
Im Jahr 1999 wurde sein beruflicher Werdegang mit der Berufung zum Chefarzt für Anästhesie und Intensivmedizin am Triemli gekrönt. Typisch für ihn verzichtete er die ersten zwei Jahre auf Ferien − ganz nach seinem Moto «les absents ont toujours tort». Trotzdem fand er Zeit, Genüssliches mit «Netzwerken» zu verbinden und trat 2008 der Zunft zu Wiedikon bei. Bei einem begeisterten Zünftler als Chef war für seine Mitarbeitenden klar, dass er nach dem Sechseläutenmontag nicht vor Mittwoch zur Arbeit kommen würde.
Andys besondere Stärken waren Innovation, Weitsicht und Konfliktfähigkeit, die ihn für eine Spitalkarriere prädestinierten. Nach seiner Wahl in die Spitalleitung wurde er 2010 zum Medizinischen Direktor ernannt. Mit dem grossen Frei- und Spielraum, den er seinen Mitarbeitenden gewährte, ermöglichte er ein über Jahre stabiles ärztliches Kader.
Als ärztlicher Direktor umfassten seine grossen Projekte u.a. den Bau des neuen Bettenhauses, die Optimierung der Notfallstation, die Kooperation mit der Herzmedizin des USZ und die Zusammenlegung der beiden Stadtspitäler Triemli und Waid zum Stadtspital Zürich, zu dessen Co-Direktor er im August 2021 ernannt wurde.
2012 trat Andy dem Stiftungsrat der Stiftung Zürcher Blutspendedienst SRK bei und übernahm 2018 das ­Vizepräsidium. Ab 2020 vertrat er den Zürcher Blutspendedienst im Verwaltungsrat der Dachorganisation und trieb die Zusammenarbeit des Zürcher Blutspendedienstes mit denjenigen der Ost- und Zentralschweiz (ZOCH-Region) voran. Die Erneuerung des Zusammenarbeitsvertrages zwischen der Dachorganisation und den regionalen Blutspendediensten war ihm ebenso ein Anliegen wie der Aufbau von Konfirmations- und Bestätigungslaboratorien bei Blutspende Zürich.
Die kräftezehrenden Beschäftigungen verlangten nach ruhigen Rückzugsorten. Den Sommer verbrachten Andy und seine Ehefrau Gerda regelmässig in einem abseits gelegenen Hotel in der Bretagne und ­genossen Entspannung, köstliches Essen und guten Bordeaux. Von ihrem Ferienwohnsitz aus in Klosters unternahmen sie an Wochenenden ausgedehnte Wanderungen. Gerda war Andy eine ideale Partnerin, die ihm Freiraum liess und Verständnis für seinen ausgefüllten Alltag aufbrachte.
Am frühen Morgen des 8. Septembers 2021 bereits wieder an der Arbeit, hat Andys Herz viel zu früh aufgehört zu schlagen. Er hinterlässt eine starke Frau und mit Lukas und Leonie zwei tolle Kinder, die beide Medizin studieren.
KD Dr. med. Patricia Fodor, Leiterin Intensivstation und Stv. Chefärztin, Stadtspital Zürich
Dr. med. Beat M. Frey, Direktor und Chefarzt, Stiftung Zürcher Blutspendedienst SRK
j.bendit[at]zhbsd.ch

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