Sehen, was der Fall ist

Briefe / Mitteilungen
Édition
2021/43
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2021.20259
Bull Med Suisses. 2021;102(43):1409

Publié le 27.10.2021

Sehen, was der Fall ist

Lieber Herr Kollege Peter Meyer,
Wie Sie feststellen, ist es evident, dass nur eine Kinderzahl unter zwei zu einer Begrenzung der Weltbevölkerung führt.
Aber es ist eine andere Frage, auf welche Weise dieses Ziel erreicht werden kann und wie lange es dauern wird. Und hier machen Sie es sich zu leicht, denke ich.
Zum «Wie»:
Die freiwillige Familienplanung dürfte auch mit Ihrer empfohlenen permanenten lauten Förderung nur bedingt erfolgreich sein. Entscheidend ist vielmehr, dass Mädchen un­bedingt gleiche schulische und berufliche Möglichkeiten erhalten. Im Weiteren ist eine geringe Kindersterblichkeit unabdingbar, sowie ganz allgemein eine gute wirtschaftliche und soziale Sicherheit. In Ländern, wo diese Bedingungen erfüllt sind, ergibt sich die ideale Familienplanung ohne Propaganda automatisch – und dies sogar bei konträren religiösen Vorschriften!
Und «wie lange» dauert es?
Weltweit sind 30% der Menschen unter 17-jährig, mit regional riesigen Unterschieden. Diese jungen Menschen werden Kinder haben, ohne dass dies vorerst durch die normale Sterblichkeit ausgeglichen wird. Auch unter idealen Bedingungen wird die Weltbevölkerung also zuerst zunehmen, erst viel später wird es zu einer Abnahme kommen. Wir müssen daher davon ausgehen, dass es im Jahr 2050 gut 10 Milliarden Menschen geben wird. Daran können wir nichts ändern, wir müssen auch nicht darüber lamentieren, sondern sollten dies als eine Tatsache akzeptieren, ins Bewusstsein holen, nichts verdrängen.
Der «Fall» ist daher:
Alles (was alles? alles Lebenswichtige!) muss reichen für eine grössere Weltbevölkerung; es ist die Herausforderung: Klima, Umwelt, Wohlstand, Frieden, Gerechtigkeit, Gesundheit, Nahrung usw. Packen wir es an, mit Fantasie, Verstand und Mut. Es gibt auf allen Gebieten geradezu unglaublich viel zu tun!

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