Zur Freiheit, sich nicht zu impfen (mit Replik)

Briefe / Mitteilungen
Édition
2021/42
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2021.20216
Bull Med Suisses. 2021;102(42):1364-1365

Publié le 19.10.2021

Zur Freiheit, sich nicht zu impfen (mit Replik)

Sehr geehrte Frau Siroka,
in Ihrem Editorial mit dem vielsprechenden Titel «Corona, die Impf-Frage und die Freiheit» geht Ihre Botschaft an uns Ärztinnen und Ärzte in zahlreichen Floskeln leider unter. Sie bewegen sich offenbar in einem Boot mit hohem Wellengang und kommen mit «schwankenden Gefühlen» auf «das Potential menschlichen Denkens» zurück.
Wollen Sie uns mitteilen, dass wir unsere Patientinnen und Patienten in der Corona-Impf-Frage aufklären sollen, damit diese eine «eigenständige Entscheidung» treffen? Dies tun wir doch schon seit fast einem Jahr ununterbrochen. Ich finde es sehr löblich, dass Ihre Patientinnen und Patienten sich nach der Konsultation bei Ihnen «frei» fühlen. Entscheidend ist doch aber viel mehr, wie oft sich Ihre Patientinnen und Patienten nach Ihrer Aufklärung impfen lassen. Haben Sie einen Rat, wie man diese Quote verbessern könnte?
Meine Gefühle schwanken, ob in Ihrem Editorial nicht die kryptische Botschaft steckt, dass Sie sich die Freiheit genommen haben, sich nicht zu impfen.
Ich freue mich auf Ihre Antwort.
Prof. Dr. med. Martin Krause, Kreuzlingen

Replik zu «Zur Freiheit, sich nicht zu impfen»

Sehr geehrter Herr Krause
Es freut mich, dass trotz meiner bildhaften Sprache eine zentrale Botschaft meines Editorials doch angekommen ist: Tatsächlich wollte ich in Erinnerung rufen, dass unsere ärztliche Rolle sein muss, Patienten und Patientinnen aufzuklären, um sie zu einer eigenständigen Entscheidung zu befähigen. Insofern erscheint es mir löblich, dass Sie das ununterbrochen tun – vielen Dank. Interessant finde ich auch Ihren Gedanken, die Qualität einer ergebnisoffenen Beratung lasse sich an der Anzahl individueller Entscheide für eine Impfung ablesen. Massnahmen zur Erhöhung der Impfquote können sehr vielfältig sein, ein Drängen durch Ärzte oder Ärztinnen gehört meines Erachtens nicht dazu. Denn ­gerade inmitten gesellschaftlicher Polarisierung müssen Patientinnen und Patienten auf den Respekt vor ihrer aufgeklärten Entscheidung vertrauen können – unabhängig davon, wie diese ausfällt.
Freundliche Grüsse
Dr. med. Jana Siroka, Mitglied des Zentralvorstands der FMH und Departementsverantwortliche Stationäre Versorgung und Tarife

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