Und jetzt …
Das Volk hat entschieden. Und es ist souverän, heisst es. Es sagt Nein zu den beiden jüngsten Gesundheitsinitiativen für eine Kostenbremse der Mitte-Partei und für eine Prämien-Entlastung der SP. Ein weiterer Sieg für die Ärzteschaft, die sich gegen die Initiative der Mitte-Partei engagiert hatte.
Und jetzt? Mir fällt der Titel eines Hits aus den 60er-Jahren mit seinem obsessiven Bolero-Rhythmus ein, der von vielen Künstlern gecovert wurde.
Wie geht es jetzt weiter?
Die ganze Welt des Gesundheitswesens wartete auf die Ergebnisse der Abstimmung vom 9. Juni, ohne Ideen, ohne Pläne.
Ist dieses doppelte Nein ein Blankoscheck, um weiterzumachen wie bisher, «Business as usual»? Und das, obwohl uns für 2025 bereits erhebliche Erhöhungen der Krankenversicherungsprämien vorhergesagt werden?
Haben wir nun einen Kurs, eine Linie, zumindest ein Ziel? Sind wir uns wirklich bewusst, dass unser Gesundheitssystem nicht weit von seinen Grenzen entfernt ist und dass seine finanziellen und vor allem menschlichen Ressourcen erschöpft sind?
Wollen wir weiter die Wohlhabenden unterstützen, die sicherlich am meisten zu verlieren haben, aber auf Kosten der Schwächsten?
Wäre eine Gesundheitsversicherung billiger als unsere Krankenkassenprämien?
Was ist also zu tun?
Eine erste Lösung wäre, endlich die Prioritäten unserer neuen Gesundheitsministerin umzusetzen: eine verstärkte, interprofessionelle und digitalisierte Grundversorgung, indem sie uns insbesondere die beim SBFI beantragten 205 Millionen bewilligt. Dies entspricht weniger als 1% der insgesamt 30 Milliarden, die in den nächsten vier Jahren für Bildung, Forschung und Innovation vorgesehen sind.
Weniger als 1% für den Versuch, unser Gesundheitssystem zugunsten des Nachwuchses in der medizinischen Grundversorgung wieder ins Gleichgewicht zu bringen, wie es Artikel 117a der Bundesverfassung verlangt, der vor rund 10 Jahren von 88% der Bevölkerung angenommen wurde. Ist das zu viel verlangt? Meine Damen und Herren Abgeordneten, erinnern Sie sich nicht?
Ansonsten ist es vielleicht an der Zeit, eine Pause einzulegen, etwa in den Sommerferien, die vor der Tür stehen. Sie bieten die Gelegenheit einer willkommenen Ruhepause, um Abstand zu gewinnen und die Gedanken schweifen zu lassen, gewiegt vom Plätschern der Wellen, den Blick auf den Horizont gerichtet, in der sanften Schläfrigkeit des Sommers. Ein schwebender, ungezwungener und notwendiger Moment, um neue Ideen entstehen zu lassen. Und im Herbst voller Energie und Ambition, gewappnet mit gestärkten Überzeugungen, zurückzukehren. Unser Gesundheitssystem hat das bitter nötig.
«Und was soll ich jetzt tun?»
Einen schönen, belebenden Sommer!
François Héritier Präsident KHM
Dr. med. François Héritier
Präsident
Kollegium für Hausarztmedizin
Rue de l’Hôpital 15
CP 592
CH-1701 Fribourg
francois.heritier[at]unisante.ch

© IndraNILPal / Dreamstime.com

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