Einführung TARDOC und ambulante Pauschalen

Editorial
Ausgabe
2024/08
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2024.1326057641
Prim Hosp Care Allg Inn Med. 2024;24(08):209

Publiziert am 14.08.2024

Der Schweizer Gesundheitssektor steht vor einer bedeutsamen Veränderung; TARDOC wird per 1. Januar 2026 eingeführt und gleichzeitig sollen die ambulanten Pauschalen in Kraft treten. Diese Reform stellt eine der grössten Anpassungen im schweizerischen Gesundheitswesen der letzten Jahre dar und wird weitreichende Auswirkungen auf die medizinische Grundversorgung haben. Trotz der Herausforderungen bietet sie die Chance, ein gerechteres und effizienteres System zu etablieren, das den Bedürfnissen von Patientinnen und Patienten und Ärztinnen und Ärzten gleichermassen gerecht wird.
Die Anpassung an moderne medizinische Praktiken und Technologien war dringend erforderlich, um die Qualität der Versorgung zu sichern und gleichzeitig die Kosten zu kontrollieren. Die neue Tarifstruktur soll eine zeitgerechte Abrechnung der erbrachten Leistungen ermöglichen und dabei transparenter und gerechter sein.

Herausforderungen und Forderungen – mfe ist bereit

Die Anforderungen des Bundesrates, TARDOC gleichzeitig mit den ambulanten Pauschalen einzuführen, zu koordinieren und die Kostenneutralität zu gewährleisten, stellen aber eine grosse Herausforderung dar. Die Frist, bis zum 1. November 2024 einen Umsetzungsvertrag vorzulegen, setzt alle Beteiligten unter erheblichen Zeitdruck. Die OAAT AG arbeitet nun mit Hochdruck an den nötigen Optionen.
Unsere neugegründete mfe Taskforce TARDOC analysiert aktuell die vorliegenden Informationen bzgl. der neuen Tarifsysteme detailliert, um Problemfelder oder Anpassungen, durch die es zu einer Schlechterstellung der Grundversorgenden kommen könnte, frühzeitig zu erkennen, auf Gefahren hinzuweisen und Gegensteuer geben zu können. Die strategische Vernetzung mit relevanten Partnerinnen und Partnern und die klare Positionierung unserer Anliegen sind weitere zentrale Aufgaben.
Wir arbeiten darauf hin, dass alle Partnerinnen und Partner sich der Bedeutung für die spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen der Haus- und Kinderarztmedizin bewusst sind und diese entsprechend berücksichtigt werden. Dafür gilt es, politischen und kommunikativen Druck aufzubauen.
Die Errungenschaften von TARDOC dürfen jetzt nicht politischen Spielchen zum Opfer fallen. Vor allem die gefährliche Koppelung von TARDOC mit den ambulanten Pauschalen und der Kostenneutralität darf unter keinen Umständen zum Nachteil der Grundversorgerinnen und Grundversorger werden. Im Gegenteil, TARDOC muss ein Zeichen zur Stärkung der Hausarzt- und Kindermedizin setzen.

Breite politische Unterstützung

Erfreulicherweise gibt es breite Unterstützung für die Stärkung der Grundversorgung. Bundesrätin Baume-Schneider, das Parlament und der Berner Gesundheitsdirektor Pierre-Alain Schnegg haben ihre Unterstützung öffentlich kommuniziert. Auch die Delegiertenversammlung der FMH hat sich klar zu einem fairen Tarif bekannt. Diese politischen Statements sind ermutigend und zeigen, dass die Bedeutung einer starken Grundversorgung erkannt wird.

Ein Blick in die Zukunft

Wenn es gelingt, die Reformen erfolgreich umzusetzen, könnte dies zu einer nachhaltigeren und gerechteren Versorgung führen. Es besteht die Chance, Interprofessionalität und Weiterbildung zu steigern, die Transparenz zu erhöhen und die Zufriedenheit sowohl von Leistungserbringenden und Leistungstragenden und schlussendlich auch der Patientinnen und Patienten zu erhöhen.
Lassen Sie uns gemeinsam die bevorstehenden Aufgaben anpacken und die Zukunft der medizinischen Grundversorgung in der Schweiz aktiv mitgestalten.
Daniela Berger Vorstandsmitglied mfe, Leiterin Tarifkommission
Sandra Hügli-Jost
Kommunikations­beauftragte mfe
Haus- und Kinderärzte Schweiz
Geschäftsstelle
Effingerstrasse 2
CH-3011 Bern
sandra.huegli[at]hausaerzteschweiz.ch

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