Das Rezept für einen gesunden und schlagkräftigen Berufsverband
Delegiertenversammlung von mfe – Haus- und Kinderärzte Schweiz, 23./24. Mai 2019 in Ittingen

Das Rezept für einen gesunden und schlagkräftigen Berufsverband

Aktuelles
Ausgabe
2019/07
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2019.10116
Prim Hosp Care Allg Inn Med. 2019;19(07):196-197

Affiliations
Sandra Hügli-Jost
Kommunikations­beauftragte mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz

Publiziert am 03.07.2019

Nichts vermag die Notwendigkeit eines politischen Berufsverbandes, wie mfe einer ist, besser zu beschreiben als ein Zitat des deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer: «Der Mensch für sich allein vermag gar wenig und ist ein verlassener Robinson: nur in der Gemeinschaft mit den andern ist und vermag er viel.»

Philippe Luchsinger begrüsst die Delegierten in Ittingen.
Um die Interessen der Haus- und Kinderärztinnen und -ärzte nachdrücklich, erfolgreich und wirkungsvoll vertreten zu können, ist es wichtig, als eine solche Gemeinschaft aufzutreten und ein «Wir-Gefühl» zu schaffen. Vor zehn Jahren war dieses «Wir-Gefühl» ­einer der Schlüsselfaktoren, die eine Gruppe von engagierten Haus- und Kinderärzten dazu bewog, mfe zu gründen. Doch ein Verband ist nur so stark wie seine Mitglieder und deren Unterstützung. Diese Unterstützung kann sehr vielfältig sein; von einer klassischen Mitgliedschaft bis hin zum engagierten Delegierten oder Vorstandsmitglied. Eines haben unsere Mitglieder aber gemeinsam: Sie alle wollen eine Besserstellung und Sicherstellung der Haus- und Kinderarztmedizin – heute und in Zukunft. Dafür leistet jedes einzelne Mitglied einen Beitrag. Denn gerade ein politischer Berufsverband ­definiert sich wesentlich über die Zahl der Mitglieder, die er vertreten darf. Entsprechend beschäftigten sich im Mai die 43 Delegierten, der Vorstand und die Geschäftsstelle an der diesjährigen Delegiertenversammlung von mfe intensiv mit möglichen ­Optionen für die Gewinnung neuer Mitglieder. Ob es an der klösterlich-kontemplativen Atmosphäre der Kartause Ittingen lag, dass auch dieses Jahr – trotz anspruchsvollem Programm – Zeit blieb für konstruktiven Austausch, intensives Networking und ausreichend Genuss?
Spannende und eindrückliche Führungen im Kloster Ittingen.

Inputreferat und Workshops zum ­Positionspapier der SAMW «Nachhaltige Entwicklung des Gesundheitssystems»

Valérie Clerc, Generalsekretärin der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW), präsentierte in einem spannenden Inputreferat das Positionspapier der SAMW «Nachhaltige Entwicklungen des ­Gesundheitssystems» und erläuterte gleichzeitig die Hintergründe zu einzelnen wichtigen Punkten. In anschliessenden Workshops wurde das Positionspapier diskutiert. Der grundsätzlich gute Ansatz zeigt aber diverse «Tücken im Detail» und deckt sich in wichtigen Punkten nicht mit den strategischen Zielen von mfe, was engagierte Diskussionen auslöste. Um nahe an den Interessen der Mitglieder zu handeln, sind gerade diese Debatten mit den Delegierten enorm wichtig, und die jährliche Klausur war einmal mehr die ideale Plattform dafür.
Als Output dieser Workshops wird der mfe-Vorstand eine Antwort auf das Positionspapier der SAMW erarbeiten und dieses den mfe-Delegierten nochmals zur Vernehmlassung vorlegen. Unter anderem wurde der «pay for performance»-Ansatz in den Workshops klar abgelehnt. mfe hält zudem am bisherigen Verständnis der interprofessionellen Versorgung fest – die Rolle des «Navigators» kann nicht einer einzigen Berufsgruppe zugeteilt werden. Echte Interprofessionalität funktioniert nur, wenn sich alle Akteure in einem Team auf Augenhöhe begegnen.

Dauerthema 1: Tarif

Die Ärzteschaft hat sich nach zähen und langwierigen Verhandlungen geeinigt: Tardoc ist verabschiedet und eingereicht; die Tarifkommission von mfe zeigt sich mit dem aktuellen Stand zufrieden. «Dies ist ein wichtiger Schritt hin zum Wiedergewinn der Tarifautonomie!», bilanzierte Heidi Zinggeler Fuhrer. «Dieser Tarif ist definitiv das Beste, was erreicht werden konnte. Er hat eine gute Struktur und wird künftig regelmässig gepflegt bzw.aktualisiert – ein wichtiger Aspekt aus unserer Sicht. ­Zudem hat die Hausarztmedizin mit ­Kapitel 40 neu ein eigenes Kapitel. Unbestritten ist, dass noch viele Punkte offen oder unsicher sind – um so wichtiger ist die hartnäckige Weiterarbeit unserer Tarifkommission. Wir bleiben dran». Die Delegierten bedankten sich für das grosse Engagement der Tarifkommission für einen fairen Tarif, der die Leistungen der Haus- und Kinderärztinnen und -ärzte effektiv abbildet. Eine gewisse Unsicherheit besteht jedoch weiterhin: Entsprechend wollen die Delegierten weiterhin kontinuierlich über den laufenden Prozess informiert werden.

Dauerthema 2: Neumitglieder

In drei Workshops haben die Delegierten Optionen zur Mitgliedergewinnung geprüft, um die anstehenden Pensionierungen oder Austritte auffangen zu können. Ein Vorschlag war dabei das vom Vorstand vorgeschlagene Projekt «Gewinnung von angestellten Ärzten als Mitglieder». Die Diskussionen zeigten, dass gerade ­angestellte Ärztinnen und Ärzte wenig Bezug zu ­berufspolitischen Themen haben und sich teilweise kaum bewusst sind, wie viel mfe für die Hausarztmedizin leistet, und wie wichtig dieses Engagement gerade für ihre eigene Zukunft ist. Der Vorstand sieht einen möglichen Hebel in Grosspraxen, die eine mfe-Mitgliedschaft für ihre angestellten Ärztinnen und Ärzte übernehmen. Als reguläre Einzelmitglieder würden so die angestellten Ärztinnen und Ärzte in den berufs­politischen Alltag eingeführt und damit hoffentlich als langfristige Mitglieder von mfe gewonnen. Die ­Delegierten genehmigten ein entsprechendes Pilotprojekt, hielten aber fest, dass andere Massnahmen wie die Gewinnung der JHaS als Mitglieder oder die konsequente Mitgliederwerbung bei Praxiseröffnungen dieses Projekt ergänzen sollen. Viele der Anregungen und erarbeiteten Ideen fliessen nun in bereits geplante oder angedachte Massnahmen ein.

«Das Rezept für eine gesunde Schweiz»

Rezepte für eine gesunde Schweiz hat mfe viele … 2018 kommunizierten wir dies aktiv gegenüber allen Partnern im Gesundheitswesen. Die politischen Forderungen fanden Gehör, und die konstante Vernetzungsarbeit von Vorstand und Geschäftsstelle zeigte Wirkung. Im statutarischen Teil der Delegiertenversammlung gab Philippe Luchsinger einen kurzen Rückblick auf die diversen Aktivitäten 2018. «Wir Haus- und Kinderärzte geniessen nicht nur bei der Bevölkerung hohes Ansehen. Auch unsere Partner im Gesundheitswesen, die Politik und die Medien wissen um unseren enormen Beitrag zur Sicherstellung der medizinischen Grundversorgung in der Schweiz.». Die Delegierten­versammlung genehmigte entsprechend den Jahres­bericht (www.hausaerzteschweiz.ch/Informationen/Jahresbericht) sowie den Jahresabschluss.
Die Ideen, Eindrücke, strategischen Überlegungen und kritischen Inputs aus der Kartause werden in den kommenden Wochen und Monaten verarbeitet und umgesetzt – das ist unser Langzeitrezept für eine gesunde Hausarztmedizin und einen starken Berufsverband.
Sandra Hügli-Jost
Kommunikations­beauftragte
mfe Haus- und
Kinderärzte Schweiz
Geschäftsstelle
Effingerstrasse 2
CH-3011 Bern
Sandra.Huegli[at]hausaerzteschweiz.ch

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